Mit den aktuellen Smartphones ist es eigentlich kinderleicht, erstaunliche Aufnahmen zu machen, Landschaften, Natur, Architektur, Reisen, Stills und insbesondere Porträts. Von Zeit zu Zeit zeigt mir jemand seine Fotos, die – sagen wir mal – ganz OK sind, aber bei ehrlicher Betrachtung wäre mehr drin gewesen. Weitaus mehr. Vieles geschieht nach dem Motto „einfach draufhalten und abdrücken“. Und so bleibt enormes Potenzial des Moments liegen. Es geht um das kurze Innehalten, um die Lust, die Stimmung einzufangen, sich bewusst damit auseinanderzusetzen. Davon lebt die Fotografie, das macht sie erst zur Kunst und genau das ist es, was ich euch hier näher bringen will. Betrachtet diesen Beitrag eher als eine Art Inspiration und nicht als eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Die Fotos, die ihr in diesem Beitrag seht, habe ich mit meinem Huawei P20 Pro gemacht, in dem eine Leica Smartphone-Kamera der Oberklasse verbaut ist. Oder eigentlich drei davon. Diese leisten ganze Arbeit und damit können wirklich beeindruckende Ergebnisse erzielt werden. Die gute Nachricht ist aber, dass diese Tipps für jedes Smartphone oder jede Kamera geeignet sind. Übrigens, alle hier gezeigten Bilder kommen direkt aus dem Telefon – ganz ohne Bildbearbeitung!
Die Grundidee
Sommer, Sonne, satte und grüne Wiesen, die Lichtstimmung ist ausgewogen. Die Sonne scheint zu meiner Linken und wie ihr seht, steht sie auch schon ziemlich tief. Genau das ist der Zeitpunkt, euren Vorteil daraus zu ziehen, da ihr euch nicht um harte Schatten auf eurem Motiv kümmern müsst, wenn ihr diese absolut nicht braucht. Das Ergebnis ist natürlicher, weicher. Nur 20 Minuten früher und das Licht wäre noch zu hart und direkt gewesen. Wenn ihr also keinen Zeitdruck habt, wartet auf das bestmögliche Licht. Ich habe mein Modell gebeten, nach rechts zu schauen, um die glänzende Reflexion auf der rechten Seite ihres Gesichts zu erhalten. Das erzeugt Emotionen und Atmosphäre, die perfekt zum Moment passen. Wenn euer Model zur Seite blickt, verleiht das eurer Aufnahme einen ganz anderen Flair, als wenn es direkt in die Kamera schaut.
Erzählt eine Geschichte!
Diese Location war absolut einladend, wir haben den Nachmittag bei einem Kaffee verbracht und was ich an dieser Aufnahme wirklich liebe, ist, dass sie sehr spontan ist und die Stimmung perfekt widerspiegelt. Ich bat sie, sich zurückzulehnen und sich in eine entspannte Position zu begeben. Alternativ könnt ihr auch etwas Drama hinzufügen, indem ihr sie dazu bringt, sich nach vorne zu lehnen und direkt in euer Objektiv zu schauen. Es ist eure Geschichte, die ihr erzählt und ihr alleine entscheidet, welche. Das extrem weiche Licht auf ihrem Gesicht ist dem Umstand geschuldet, dass wir unter der Markise des Cafés gesessen sind – kein direktes Sonnenlicht, keine unerwünschten Schatten. Perfekte Bedingungen für Porträts!
Achtet auf spannendes Umgebungslicht
Später am selben Tag beschlossen wir, ein Bier zu trinken. Oder genauer gesagt, nur ich (wenn ihr den rechten Bildrand genauer anseht). Die Lichtstimmung an diesem Ort war einfach umwerfend. Von Rot über Grün bis Gelb bietet die Beleuchtung einfach alles. Stellt euch dieses Foto ohne diese lebhaften Farben vor. Ich bin mir ziemlich sicher, es würde immer noch gut aussehen, aber mit wesentlicher geringerer Wirkung. Die alte Bar, die Holzeinrichtung und das Interieur runden die Sache noch ab. Umgebungen, die von Kunstlicht geprägt sind, sind oftmals prädestiniert für interessante Aufnahmen.
Ändert die Perspektive
Zeitlos. Das kommt mir in den Sinn, wenn ich dieses Foto betrachte. Ich habe mich sehr weit unten positioniert, um diesem Moment eine gewisse Dimension zu verleihen. Dadurch gewinnt das Bild an Weite, besonders auf der rechten Seite, unterstützt durch die Treppe, die dem Bild zu mehr Tiefe verhilft. Das schmeichelnde Licht der tief stehenden Abendsonne taucht das Weiß des Tempels in ein mystisches Gold. Aber lassen wir die Philisophie vorerst weg. Mein Modell schaut nicht zu mir hin oder dreht den Kopf, sie schaut geradeaus. Oder anders ausgedrückt: Sie schaut nach vorne. Das ist der Eindruck, den ich habe. Dasselbe Foto, von einer höheren Position aus aufgenommen, würde nur an seiner Ausdruckskraft verlieren. Kurz gesagt: Experimentiert mit den Aufnahmewinkel, um andere Ergebnisse zu erzielen!
Versucht verschiedene Posen
Die Art, wie sie posiert, und der Ort passen perfekt zusammen. Ich bat mein Modell, auf dem Stein links Platz zu nehmen. Wenn man in die Szenerie schaut, sind die Augen versucht, ihrer Blickrichtung zu folgen. Natürlich hätten wir dieses Foto auch im Stehen machen können, aber der Effekt wäre einfach nicht derselbe gewesen. Die Sonne steht sehr tief, was es euch ermöglicht, Fotos mit einem sehr weichen und ausgewogenen Licht zu machen.
Wenn ihr also das nächste Mal Porträts macht, egal ob mit eurem Smartphone oder mit eurer Kamera, denkt vor allem an das, was ihr mit euren Fotos ausdrücken wollt, achtet auf die Lichtstimmung und lasst euch einem Moment Zeit, um den Moment zu fühlen.
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