Ihr macht also einen Spaziergang und genießt den Tag, vorbei an schönen Landschaften und beeindruckenden Aussichten. Plötzlich entdeckt ihr diesen ganz besonderen Ort für ein spontanes Porträt. Nehmen wir an, ihr möchtet nur das verfügbare Licht nutzen, was euren Bildern ein sehr natürliches Aussehen und Gefühl verleiht. An diesem Punkt solltet ihr bedenken, dass die Ausrüstung, die ihr verwendet, nicht so wichtig ist wie die Überlegungen, die ihr vor der Aufnahme anstellt. Ihr glaubt mir nicht? wie ihr mit eurem Smartphone bessere Porträts macht. Mit diesem Beitrag möchte ich euch den einfachsten Weg zeigen, wie Ihr natürliche Porträts gestalten könnt. Nun… welche Faktoren sind zu berücksichtigen, bevor ihr mit dem Fotografieren loslegt?

Was ist der Ausdruck, den ihr erreichen wollt?
Ihr braucht eine gewisse Vorstellung, wenn ihr eure Fotos macht: Möchtet ihr eine sehr ruhige Atmosphäre schaffen oder lieber Spannung aufbauen? Welche Pose passt besser, etwas Dynamischeres oder eine eher entspannte Haltung? Eignet sich das Motiv besonders für lebhafte Farben oder ist es besser, die Farben reduziert zu halten? Letztlich ist nichts so wichtig, wie der passende Ausdruck. Diese Gedanken im Kopf trennen bereits eine hervorragende Aufnahme von einem durchschnittlichen Schnappschuss, und zwar noch bevor der Auslöser betätigt wurde.

Analysiert die Lichtsituation und eure Umgebung genau
Das geht Hand in Hand mit Punkt eins. Das Einzige, was ihr bei euren Porträts vermeiden wollt, ist viel Zeit mit einer Überanalyse der Situation zu vergeuden. Das ist etwas, das ihr jeden Tag trainieren könnt, auch ohne Kamera in der Hand. Ist die Umgebung eher rau oder befindet ihr euch inmitten einer sanft gewellten Landschaft? Wie steht es mit dem Licht, ist es sehr direkt oder ist der Himmel bewölkt?

Die Berücksichtigung dieser beiden Grundgedanken verschafft euch bereits einen enormen Vorteil gegenüber anderen, die einfach nur einen Schnappschuss nach dem anderen produzieren. Lasst uns hier ins Detail gehen:

  1. Licht und Posen
    model outdoor lifestyle

    Ich habe gerade diesen urigen Baumstamm gesehen, als ich am Ufer entlangging. Ein prädestinierter Platz für ein Porträt. Das Wetter war recht sonnig, von Zeit zu Zeit verdeckte eine Wolke die Sonne … Der perfekte Moment, um Fotos zu machen! Beachtet, dass die direkte Sonne harte Schatten erzeugt, die die Weichheit des Lichts am Gesicht stören würden. Die Sonne stand ganz hinten links von mir, also ließ ich mein Modell nach rechts schauen, um eine unerwünschte Schattenbildung zu vermeiden. Wenn man sich die Art und Weise ansieht, wie sie posiert, kann man fühlen, dass sie sehr entspannt, fast kontemplativ ist. Im Allgemeinen ist es für den Betrachter angenehmer, wenn euer Model  nicht direkt in die Linse schaut. Direkter „Augenkontakt“ kann einen sehr besitzergreifenden (aber auch ausdrucksstarken) Effekt haben, den ich für dieses spezielle Foto nicht nutzen wollte.

  2. Macht euch mit dem goldenen Schnitt vertraut
    Outdoor photography golden cut

    Die in das Bild eingezeichneten grünen Linien symbolisieren den goldenen Schnitt, der euch sehr dabei helfen kann, eure Fotos harmonischer und ausgewogener erscheinen zu lassen. Eine Regel in der Fotografie besagt, dass ihr euer Hauptmotiv nicht direkt in die Mitte Ihres Fotos legen solltet, sondern eher seitlich oder irgendwie vertikal verschoben. Darüber könnten wir jetzt streiten, denn ihr werdet höchstwahrscheinlich auf Situationen stoßen, in denen die Regel des goldenen Schnitts nicht richtig funktioniert. Aber lasst uns vorerst dabei bleiben. Wie ihr seht,  habe ich mein Modell mit dem Kopf auf den linken oberen Schnittpunkt der Linien gesetzt und viel Platz nach rechts geschaffen. Warum ich das getan habe? Erstens ist hier bereits der goldene Schnitt berücksichtigt. Zweitens verleiht der Raum dem Bild viel Atmosphäre und Tiefe. Ihr fragt euch vielleicht, worauf sie schaut oder was sich hinter dem Rand befindet.

    Aber was passiert, wenn ich den goldenen Schnitt nicht ausnutze oder wenn ich mein Bild ungünstig beschneide?outdoor_photography_model_square

    Hier fällt sofort auf, dass das Foto nicht mehr den gleichen Ausdruck hat, wie vorher. Die Breite ging verloren und die Komposition ist eher unausgewogen, zu vorhersehbar und vielleicht sogar flach.

  3. Die Wahl der Belichtung auf eurer Kamera

    Ich denke, es ist jetzt an der Zeit, euch das Original-RAW-Bild, ohne Korrekturen oder Anpassungen, direkt aus der Kamera zu zeigen.
    EXIF Daten: Sony ILCE-7M3 (A7 III), Sony GM 24-70 @ 65 mm, f 2.8, 1/1000, ISO 1000

    Ihr habt völlig Recht, es wirkt irgendwie unterbelichtet. Aufgrund der Tatsache, dass der Tag sehr sonnig war, wollte ich die Details in den Lichtern (wie dem Himmel) erhalten, die bei einer helleren Belichtung verloren gegangen wären. Ich wählte eine sehr offene Blende (f 2,8) und eine Brennweite von fast 70 mm, um mein Modell vom Hintergrund zu trennen und eine schöne Tiefenschärfe zu erhalten. Jetzt könnt ihr eure Aufnahme in eurem bevorzugten RAW-Konverter bearbeiten und euch um die Bearbeitung der Belichtung, der Kontraste und der Farben kümmern. Denkt auch daran, dass Photoshop oder jede andere Bildbearbeitungssoftware euren Arbeitsablauf sehr erleichtern kann, aber euer Hauptziel ist es, so zu fotografieren, dass ihr danach eure wertvolle Zeit nicht mit stundenlanger Bildbearbeitung vor eurem Rechner vergeudet.

Das wäre sie also, meine grundlegende Herangehensweise beim Fotografieren und sicher gibt es noch viele weitere Dinge, die ihr berücksichtigen könnt. Aber für einen schnellen Start haben sich diese Dinge immer als sehr hilfreich erwiesen. Das Wichtigste sind Authentizität und Ausdruck. Wenn eines davon fehlt, können das weder die perfekteste Belichtung, der maximale Kontrast oder die schillerndsten Farben kompensieren.